Zwei sind miteinander auf dem Weg. Ihr Ziel ist klein: Das alte Zuhause, das alte Leben in dem kleinen Dorf, aus dem sie stammen. Was sie hinter sich lassen, schien einmal groß zu sein: Der große Aufbruch, die große Hoffnung, das große neue Zeitalter, Gottes Reich! Aber dann war alles in sich zusammengefallen. Innerhalb weniger Stunden hatte sich die Zeit wieder gewendet, die Hoffnung war geplatzt und statt des Aufbruchs gab es einen völligen Zusammenbruch.
Jesusjünger sind es, die da den Weg von Jerusalem nach Emmaus gehen. Oder ehemalige Jesusjünger? Ihr Herz ist voller Erinnerungen und trotzdem leer. Denn die Erinnerungen sind wie geplatzte Seifenblasen. Das einzige, was das Herz noch spürt, ist der Schmerz der Enttäuschung.
Ein Mann gesellt sich zu ihnen, ein Fremder. Eine Weile hört er ihren trüben Gedanken zu. Dann hakt er ein: Was sind das für Dinge, die ihr miteinander verhandelt?
Da erzählen sie ihm von den großen Hoffnungen, die sie gesetzt hatten in den Propheten aus Nazareth, Jesus, in seine machtvollen Worte und Taten, in einen Befreiungsschlag, eine Erlösung, die sie von ihm erwarteten. Aber alles war gescheitert am Widerstand der etablierten Kräfte. Jesus wurde aus dem Weg geschafft, ausgeliefert in die Hände der römischen Besatzungsmacht und getötet.
Und zu allem Schmerz gehen nun noch hysterische Gerüchte um über Grabraub und Engelserscheinungen und dergleichen hoffnungslosen Unsinn! Aber das Feuer ist aus! Die Gerüchte können nichts anderes sein als der Qualm der verglühenden Asche.
Der Fremde hakt noch einmal ein. Er hat einen ganz anderen Blick auf die Geschehnisse. Nicht: „Das hätte nie passieren dürfen!“, sondern: „Das musste doch so sein!“ Und dann rollt er noch einmal alles auf, von Mose und den Propheten an bis zum Tod von Jesus. Und er redet davon, dass ein „Muss“ in dieser Geschichte steckt, eine Notwendigkeit! Die Geschichte von Jesus wendet sich an die Not der Menschen, an ihre Todesnot! Und sie wird zur Wende für diese Not! Notwendig war, dass der Christus sein Leben einsetzt für die, die es zu verlieren drohen!
Wann hat es wohl angefangen, das Brennen in den Herzen der beiden Wanderer? Eine Wärme, die nicht einlullt, sondern unruhig macht; ein Glimmen, das Luft holt und zur Flamme wird; ein Lodern, das aus dem Herzen heraus will?
Als der Fremde schließlich bei ihnen am Tisch sitzt und ganz selbstverständlich die Rolle wechselt, vom Gast zum Gastgeber, als er das Brot bricht und es ihnen reicht, da gehen endlich ihre Augen auf! Sie haben es mit dem Lebendigen zu tun! Der, dessen Leib gebrochen wurde, hat ihnen das Lebensbrot ausgeteilt. Der Fremde, der Unerkannte, der Unbegreifliche ist nicht mehr da. Aber das Brot des Lebens öffnet ihnen einen neuen Weg. Das Feuer ist entfacht!
Allen Leserinnen und Lesern des Gemeindebriefs wünsche ich von Herzen ein frohes Osterfest und die Erfahrung, dass wir mit Jesus das Leben neu gewinnen!
Euer Pastor Rainer Mittwollen