Keine Panik!
Das neue Jahr ist noch jung. Und trotzdem ist vieles immer noch beim Alten. Die Krisen des alten Jahres haben sich durch den Jahreswechsel nicht abschütteln lassen. Manche werden sich im neuen Jahr sogar verstärken. Gibt es keine Erholungspause?
Im März beginnt die Passionszeit. Sie ist für viele Christen auch Fastenzeit. In den sieben Wochen vor Ostern verzichten sie auf bestimmte Nahrungs- oder Genussmittel oder unterbrechen zeitaufwendige Gewohnheiten. Sie verstehen dieses Fasten als eine geistliche Pause, die ihnen gut tut. Die Jahreslosung von 2025 passt dazu: „Prüft alles und behaltet das Gute!“ Wobei es beim Fasten natürlich nicht darum geht, alles durchzuprobieren, sondern eine Entscheidung zu fällen: Ich behalte, was gut für mich ist und sortiere aus, was mir schadet oder mich zu sehr in Beschlag nimmt.
In diesem Jahr heißt das Fastenmotto der evangelischen Kirchen: Luft holen. Sieben Wochen ohne Panik. Ich finde, dieses Motto ist wirklich dran! So vieles in unserer Zeit kann Panik machen! Die Kriege, die politischen Spannungen, die wirtschaftliche Entwicklung, die Klimakrise, sogar die dünne Personaldecke unserer eigenen Kirche … Das alles kann sich wie ein dunkler Schatten auf uns legen und uns den Atem nehmen. Die Passionszeit aber soll uns neue Luft geben. Sie soll helfen, eine neue Perspektive zu bekommen, dass nämlich Gott diese Welt so sehr liebt, dass er seinen eigenen Sohn für sie gibt. Gott setzt sein Ein und Alles für die Welt ein, damit sie nicht verloren ist! Was Angst macht in der Welt, das hat er schon überwunden! Das ist ein guter Grund dafür, in der Passionszeit die eigene Aufmerksamkeit freizuhalten für die Botschaft von Gottes Aufmerksamkeit für mich! Alles, was mich fesselt und mir Panik machen will, muss da zurückstehen! Und alles, was nur betäubt oder ablenkt, ist meine Aufmerksamkeit nicht wert!
Luft holen! Zur Besinnung kommen! Das in mich aufnehmen, was mir wirklich guttut! Dazu kann eine Fastenzeit helfen. Gottes Nähe spüren, mir Zeit für seine guten Gaben nehmen, das ist gar kein Verzicht, sondern Konzentration auf das Wesentliche.
Und natürlich auch: Ausatmen! Denn wer nur Luft holt, der hyperventiliert und steigert damit sogar die Panik. Also: Durchatmen! Einen guten Rhythmus finden von Aufnehmen und Loslassen.
Ich weiß: Das Fasten ist nicht jedermanns Sache. Aber keine Panik! Wer fastet, kommt nicht zu kurz. Wer fastet, kommt zu Atem!
Herzlich wünsche ich Euch allen gute Luft für die vorösterliche Zeit!
Euer Pastor Rainer Mittwollen